Starlink vs OneWeb vs Amazon Kuiper: Der Kampf um Satelliteninternet in Europa

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Der Wettlauf um die globale Vorherrschaft beim Satelliteninternet spitzt sich zu, insbesondere in Europa, wo drei der weltweit größten Anbieter – Starlink, OneWeb und Amazons Project Kuiper – massiv in ihre orbitalen Infrastrukturen investieren. Jeder Anbieter bringt eine eigene Vision und technische Stärke mit, um auch die entlegensten Regionen des Kontinents mit Hochgeschwindigkeitsinternet zu versorgen. Doch wie schneiden diese Systeme im direkten Vergleich ab?

Ausbau und Satellitenkonstellationen

Mit über 6.200 aktiven Satelliten im niedrigen Erdorbit (LEO) ist SpaceX‘ Starlink im Juni 2025 führend in puncto Abdeckung und operativer Dichte. In fast allen europäischen Ländern – selbst in ländlichen und gebirgigen Regionen – ist der Dienst bereits verfügbar. Die zweite Satellitengeneration, mit verbesserter Geschwindigkeit und Latenz, wird derzeit ausgebaut.

OneWeb, inzwischen Teil eines Joint Ventures unter Eutelsat, hat seine erste Phase mit 648 LEO-Satelliten abgeschlossen. Anders als Starlink konzentriert sich OneWeb auf Geschäftskunden und Regierungsbehörden. Es bietet Backhaul-Lösungen für Mobilfunknetze sowie private Unternehmensverbindungen und arbeitet bereits an einer zweiten, leistungsfähigeren Konstellation.

Amazon Kuiper ist als neuester Mitbewerber erst Ende 2024 mit Teststarts eingestiegen. Erste Demonstrationen laufen seit dem zweiten Quartal 2025. Die Flotte soll bis 2026 auf 3.236 Satelliten anwachsen. Derzeit liegt der Fokus auf regulatorischen Freigaben und Bodenstationen in der EU.

Orbitalstrategien und technische Unterschiede

Starlink operiert in einer Höhe von etwa 550 km. Die niedrige Umlaufbahn erlaubt Reaktionszeiten unter 30 Millisekunden. Die nutzerfreundlichen Phased-Array-Antennen sind bereits in Europa weit verbreitet. Dank eigener Raketenstarts kann SpaceX flexibel und schnell neue Einheiten platzieren.

OneWeb setzt auf eine höhere Umlaufbahn von rund 1.200 km. Diese bietet mit weniger Satelliten größere Flächenabdeckung, jedoch mit etwas höherer Latenz. Die Terminals sind größer und eher für Unternehmen und Institutionen gedacht. Der Dienst wird über lokale Telekommunikationspartner vermarktet.

Kuiper wird in Höhen zwischen 590 und 630 km operieren. Technisch ähnelt das System stark Starlink – inklusive Phased-Array-Technik und intelligenter Signalbündelung. Amazon plant jedoch eine tiefere Integration in die eigene Cloud-Infrastruktur (AWS), was Kuiper für Firmenkunden besonders attraktiv machen könnte.

Zulassung, Marktzugang und Regulierung

Der Zugang zum europäischen Markt ist komplex. Starlink musste insbesondere in Frankreich und Deutschland Verzögerungen hinnehmen, da Bedenken hinsichtlich Frequenzstörungen und Umweltschutz bestanden. Mittlerweile verfügt das System jedoch über CE-konforme Genehmigungen in den meisten Ländern.

OneWeb profitiert von Eutelsats europäischer Präsenz und Einhaltung der EU-Regelwerke, etwa im Bereich Cybersicherheit. Der Dienst ist in nahezu allen Mitgliedstaaten zugelassen und arbeitet eng mit der Europäischen Weltraumagentur zusammen.

Amazon Kuiper befindet sich noch im Zulassungsverfahren. Deutschland, Frankreich und die Niederlande prüfen derzeit die Frequenzvergabe und datenschutzrechtliche Fragen. Besonders wichtig ist die Einhaltung der DSGVO sowie die Interoperabilität mit bestehenden Satellitennetzwerken.

Preismodelle und Zielgruppen

Starlink kostet zwischen 65 und 95 € monatlich – je nach Land und Paket. Das Hardware-Kit schlägt derzeit mit etwa 320 € zu Buche. Besonders beliebt ist der Dienst bei digitalen Nomaden, Wohnmobilisten und abgelegenen Haushalten.

OneWeb richtet sich nicht an Endkunden. Die Verträge erfolgen mit Internetanbietern, Behörden oder internationalen Organisationen. Preisstrukturen sind projektbezogen und auf Stabilität und Bandbreite ausgelegt.

Kuiper plant günstigere Tarife als Starlink – eventuell durch Bündelung mit Prime oder AWS. Offizielle Preise gibt es noch nicht, doch Amazon deutet auf niedrigere Hardwarekosten durch Skaleneffekte und Logistikvorteile hin.

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Zukunftspläne und technologische Entwicklung

Starlink will 2026 eine direkte Smartphone-Anbindung starten, u. a. in Partnerschaft mit T-Mobile. Zudem reduzieren Satelliten der V3-Generation mit Laserlinks die Abhängigkeit von Bodenstationen erheblich.

OneWebs nächste Generation wird ab 2026 kleinere, leistungsfähigere Satelliten bringen, die sich besser in 5G-Backhaul-Lösungen integrieren lassen. Ein Fokus liegt zudem auf sicheren Kommunikationskanälen für Regierungsbehörden.

Amazon Kuiper verfolgt ein cloudzentriertes Modell mit Integration von KI-gestütztem Netzwerkmanagement. Die Kombination aus Satelliteninternet und AWS-Diensten soll langfristig IoT-Anwendungen, Edge Computing und Unternehmenslösungen unterstützen.

Geopolitische und ökologische Aspekte

Satelliteninternet ist zunehmend geopolitisch relevant. Starlink lieferte während des Ukraine-Konflikts kritische Infrastruktur, was Fragen zur politischen Neutralität aufwirft. Auch die NATO interessiert sich für die Nutzung im Verteidigungsbereich.

OneWeb positioniert sich als europäische Alternative. Die Kooperation mit EU-Institutionen und NATO gilt als strategisch. Umweltorganisationen loben die kontrollierte Deorbitierung der Satelliten und nachhaltige Missionspläne.

Kuiper muss seine Datenschutz- und Souveränitätsstrategien noch unter Beweis stellen. Die Europäische Kommission beobachtet insbesondere den Einfluss Amazons auf Cloud-Infrastrukturen und KI-Entwicklung in Europa.

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